Aus aktuellem Anlass rund um den Versuch, eine große Nazidemo in  Dresden durch eine 
große Blockade zu verhindern, eine  Staatsanwaltschaft, die diese Initiative mit 
Razzien, 
Verhaftungen und 
Verboten überzieht und kriminalisiert, und ein paar  total bekloppten Piratenparteimitgliedern, die offensichtlich überhaupt  keine Ahnung haben, wem sie da das Händchen zu halten gedenken, indem  sie dieser Initiative die Unterstützung verweigern möchten und damit  lieber den Nazis als “Toleranztrottel” dienlich sein wollen, mal ein  knappes Statement zu den immer mal wieder zu hörenden “Argumenten”,  irgendwelche Rechte “auch für Nazis” schützen zu müssen, ein paar  Gedanken, die vielleicht helfen, ein paar Sachen zum Thema “Toleranz”  und “Freiheit” klar zu kriegen:
Das Argument ist ja immer wieder das selbe: Man wolle keine  Einschränkung der “Versammlungsfreiheit” und der “Meinungsfreiheit”,  selbst wenn das bedeute, dass diese auch von Nazis genützt würde, und am  Ende kommt dann auch immer einer mit diesem bescheuerten Zitat des “Ich  mag deine Meinung verachten, würde aber dafür sterben, dass du sie  sagen darfst”, Yaddayaddayadda.
Letzteres Zitat allerdings entlarvt eben genau den kapitalen  Denkfehler, dem hier auf den Leim gegangen wird: man glaubt,  rechtsradikale, nationalsozialistische, rassistische Ideologien seien  nur eine “Meinung”. Und die Verhinderung einer Veranstaltung, deren  Zweck es ist, eine solche Ideologie zu zeigen, zu verbreiten und in die  Gesellschaft einzubringen sei ergo die Verhinderung von  “Meinungsfreiheit”. 
Achso, und natürlich passt auch zum Neuen Denken(TM), einen passiven  Widerstand, wie es eine Blockade ist (und in den 80-ern zum  selbstverständlichen Repertoire für friedliche Demos gehörte) inzwischen  zur “Gewalt” umzuinterpretieren, die inzwischen sogar staatliche Gewalt  rechtfertigt, die das Bild, Demonstranten und Organisatoren von Demos  seien tendenziell schon halbe Terroristen, die man mit Razzien,  Verhaftungen und Verfolgungsdruck (ich will nicht wissen, wieviele Leute  da schon abgehört werden und verwanzt sind), das eh schon seit Jahren  in die Öffentlichkeit gedrückt wird, nochmal verstärkt - wie weit die  Message “lasst die Finger von Demos, da ist man schneller kriminell als  man gucken kann” schon erfolgreich vermittelt wurde sieht man ja daran,  dass selbst Mitglieder einer Partei, die das Wort “Pirat” als ironische  Reminiszenz an ebendiese Tendenz, inzwischen schneller kriminalisiert zu  werden als ein Regierungsmitglied sein OK unter eine  Lobbyistenforderung kritzeln kann, darauf hereinfallen.
Eine Blockade ist passiv, ergo friedlich. Alles andere ist  Neusprech. Ich sehe nicht, dass mit Gegendemos und passiven Blockaden zu  “Unfrieden” und damit zu einer “gewalttätigen Veranstaltung” aufgerufen  worden wäre.
Zur “Meinungsfreiheit” der Nazis: Ich sehe eine Ideologie, die  Menschenrechte nicht nur missachtet sondern ihnen offen widerspricht  nicht als “Meinung”, die durch Menschenrechte gedeckt ist. Naziideologie  ist keine Meinung sondern ein Verbrechen.
Toleranz heißt nicht, die eigene Abschaffung tolerieren zu müssen.  Im Gegenteil: es heißt, sich gegen jeden, der sie abschaffen will, zur  Wehr zu setzen. Wenn möglich friedlich. Wenn nötig auch mit anderen  Mitteln. Soweit sind wir zum Glück noch nicht. Wenn allerdings selbst  fridliche nicht mehr genutzt werden dürfen, so dass sich Intoleranz  ungehindert verbreiten darf, wird es irgendwann zu spät sein. Vielleicht  sogar zu spät selbst für nicht friedliche. Dann will man es am Ende  wieder nicht gewusst haben, nichts mehr gemacht haben können oder ja  nicht gewesen sein. Wir hatten das schonmal, was lernen die Leute  eigentlich inzwischen im Geschichtsunterricht?
Das vermeintlich zweischneidige Schwert, unter Umständen etwas zu  unterstützen, das die Meinungsfreiheit von Nazis einschränke, ist nur  solange zweischneidig, solange man Meinung und Ideologie nicht  unterscheiden kann. Eine Meinung bringt keine Menschen um. Wenn ich mir  die Statistik rechter Gewalt so anschaue komme ich zum Schluss, dass es  sich hier nicht um eine Meinung handeln kann. Es ist Ideologie,  Handlungsaufforderung, Anstiftung und am Ende Mord und Totschlag. 
Übrigens werden die Leute, die den Nazis ihre “Meinungsfreiheit”  verteidigen, von ebendiesen “Toleranztrottel” gennant. Und ich komme  nicht umhin, zugeben zu müssen, dass ich denen in einem einzigen Punkt,  nämlich diesem, tatsächlich zustimmen muss. Zum Glück ist das aber  wirklich der einzige. Achso, und “Demokraten” ist bei denen ein  Schimpfwort, mit dem der Systemfeind bezeichnet wird. Sorry, aber ich  bin nicht bereit, Leuten die “Freiheit” zuzugestehen, die aller anderen,  inklusive deren Recht auf Leben, abzuschaffen. Man kann Freiheit auf  verschiedene Weise zu Tode schützen. Einmal, indem man selbst  Freiheitsrechte abschafft, um sie Angriffen anderer zu entziehen. Aber  auch, indem man Feinden der Freiheit alle Freiheit lässt, sie zu  zerstören.
Ich kann nicht verstehen, wie jemand der die Dummheit der Logik des  Sicherheitswahnes erkennt und anprangert, die selbe Dummheit und  Irrationalität vertritt, indem er die, die jegliche Freiheit abschaffen,  genau diese Möglichkeiten zugestehen will und nicht bemerkt, dass es  damit die andere Seite derselben Medallie ist, mit demselben Ausgang:  Abschaffung von Bürger- und Menschenrechten und Verlust von Freiheit. 
Die Freiheit, die wir heute (noch) haben ist eine erkämpfte  Freiheit. Eine nicht immer friedlich erkämpfte, eine, die von dem, der  frei sein möchte, immer wieder fordert, für diese einzustehen und sie  gegen Tendenzen, sie abschaffen zu wollen, verteidigt, die immer wieder  neu erkämpft werden will und muss. Freiheit passiert nicht durch  Nichtstun, Freiheit geht vielmehr gerade verloren durch Verweigerung,  Wegsehen und Gewähren lassen.
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http://www.svenscholz.de/index.php/nazis-und-die-meinungsfreiheit/